Ein märchenhafter Tag in Lemgo und Talle im Teutoburger Wald
Die Welt der Märchen fasziniert mich schon seit Kindheitstagen. Im Teutoburger Wald durften wir einen märchenhaften Tag erleben: zunächst bei einer unterhaltsamen Führung im Schloss Brake in Lemgo und anschließend im Bergdorf Talle in Kalletal. Diese Ausflüge lohnen sich sowohl für Fabelwesen-liebende Erwachsene als auch für Familien mit Kindern. Im Folgenden zeige ich dir, wieso sich ein Besuch lohnt.
Besuch im Schloss Brake in Lemgo
Unsere Führung im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake in Lemgo stand unter dem Motto „Weiberspeck und Manneszier, Kleider machen Leute“. Ich gebe zu, zunächst konnte ich mir unter dem Thema nicht besonders viel vorstellen, umso gespannter war ich, als wir das moderne Foyer im Museum betraten. Zwei Stunden sollte die Erlebnisführung dauern – und ich nehme vorweg, die dauert es wirklich, aber langweilig wird es nicht! Stattdessen ist Anfassen, Verkleiden und Mitmachen angesagt – und das auch für Kinder!
Nach der Begrüßung geht es direkt hinab in den Keller, wo sich die anschauliche Ausstellung des Weserrenaissance-Museums befindet. In den oberen Räumlichkeiten vom Schloss hat nämlich der Landesverband Lippe seinen Sitz. Aber wenn du mit Keller jetzt etwas Düsteres oder Unheimliches verbindest, kann ich dich beruhigen. Der Gewölbekeller vom Wasserschloss Brake ist freundlich, ja beinahe gemütlich gestaltet. Früher war er übrigens Teil einer Brauerei, wo man letzte Zeichen noch sieht.
Im ersten Ausstellungsraum erhalten wir einen wunderbaren Rundum-Einblick, was uns in den nächsten zwei Stunden erwartet. Wir wandeln quasi auf den Spuren von Graf Simon VI. zur Lippe, dem Bauherrn vom Schloss Brake. Im gesamten Museum fühlt man sich wie auf einer märchenhaften Zeitreise in die Vergangenheit, denn die Ausstellung befasst sich mit Dingen vom Renaissance-Alter vor ca. 500 Jahren bis heute. Wir erfahren unter anderem, dass die einstige mittelalterliche Burg Brac im 15. Jahrhundert zu diesem Schloss umgewandelt wurde, und wie Graf Simon VI. hier früher gelebt hat.
Ich möchte von dem Inhalt der Führung nicht zu viel verraten, falls du selbst auf den Geschmack kommst. Aber ein paar spannende Einblicke gebe ich dir: Passend zu unserem Thema der Führung bekommen wir damalige Kleidungsstücke zu Gesicht. Bei einigen mag ich mir gar nicht vorstellen, wie unbequem das Tragen sein musste. Leider existieren heute kaum noch Originalkleider, da sie sehr wertvoll waren und früher in der Regel direkt weiterverarbeitet wurden. Dennoch bekommen wir fantastische Einblicke in die Welt der Kleidung.
Stoffe, Spitzen und Schmuck verrieten in den damaligen Zeiten bereits den Reichtum – und das bei Jung und Alt. Bei unserer Führung wird anschaulich erklärt, worauf es hier damals ankam. Aufgeplusterte Hüften, ausgestopfte Hosen und goldene Borten sind nur drei der Dinge. Außerdem bekommen wir spannende Informationen, beispielsweise wie die kostbaren Kleider früher gewaschen wurden und wie so eine Schlossanlage überhaupt aufgebaut war. Wir sehen Kunstschätze, wie Gemälde, Skulpturen und Möbelstücke.
Ein besonderes Highlight der Erlebnisführung(en) ist, dass wir selbst in nachgeschneiderte Renaissance-Kleider schlüpfen dürfen. Einfach kurz selbst in die märchenhafte Welt eintauchen: einmal Burgfräulein sein oder als Gräfin durch die Gänge schreiten. Ganz großes Kino!
Anschließend gehen wir durch weitere Räume und Säle, bevor es eine Wendeltreppe hinauf geht. Hier bekommen wir ein paar obere Räume des ehemaligen Grafen zu Gesicht, wie das Labor des Alchemisten oder das Arbeitszimmer des Grafen in der Turmspitze. Von oben gibt es einen fantastischen Blick auf das Schlossgebäude und -gelände.
Unsere Erlebnisführung mit dem Thema „Weiberspeck und Manneszier, Kleider machen Leute“ ist nur eine von zahlreichen Führungen und Workshops, die im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake in Lemgo angeboten wird. Besonders interessant klingt auch die Führung „Einfach märchenhaft, Dornröschen war ein schönes Kind“, welche bereits ab 5 Jahren empfohlen wird. Aber auch die anderen Themen wir „Fürstlich feiern“, „Ei, ei, ei alles nur Kleckserei“, „die spannende Schatzsuche“ oder „Als das iPad noch Blätter hatte“ klingen mehr als interessant. Für Kinder besonders spannend sind auch die beiden Workshops, wo zum einen Gold selbst hergestellt wird oder zum anderen ein Lavendel-Parfürm nach historischem Rezept kreiert wird. Die gesamte Auswahl an familienfreundlichen und interaktiven Erlebnisführungen findest du hier.
Adresse von Schloss Brake: Schloßstraße 18, 32657 Lemgo
Einen großen, kostenlosen Parkplatz gibt es direkt am Schloss.
Website: museum-schloss-brake.de
Weitere tolle Einblicke bekommst du bei meiner Bloggerkollegin Janett, die ebenfalls im Schloss Brake unterwegs war.
Märchenhaftes Bergdorf Talle in Kalletal
10 Kilometer nordöstlich von Lemgo, erreichen wir am Nachmittag den Ortsrand von Talle. Das Örtchen ist einer von 16 Ortsteilen der Gemeinde Kalletal. Sie liegt im Naturpark Teutoburger Wald/Eggegebirge und gehört zum Kreis Lippe. Aber wieso eigentlich märchenhaft? Seit Sommer 2021 ist Kalletal ein Teil der Deutschen Märchenstraße.
Wir beginnen unseren Besuch mit dem „Wichtelsteig“. Der GPS-Erlebnispfad beginnt am Wanderparkplatz „Im Hagen“, in Kalletal-Osterhagen. Von hier aus solltest du einen Abstecher zum berühmten Taller Wichtel nicht verpassen. Dafür folgst du der Beschilderung den Hügel hinauf. Nach etwa 500 Metern erreichst du die Holzfigur und damit auch einen tollen Picknickplatz mit einer fantastischen Aussicht. Der Wichtel hat eine Besonderheit, denn durch sein Guckloch kannst du gleich zwei Haupt-Sehenswürdigkeiten der Region bestaunen, die allerdings in unterschiedlichen Himmelsrichtungen liegen. Wie das möglich ist, erfährst du bei deinem Besuch am Taller Wichtel.
Kommen wir zurück zum Wichtelsteig. Der Rundweg ist 2,2 Kilometer lang und führt durch Felder, Wälder und entlang von Wiesen durch die Hügellandschaft von Kalletal. Besonders interessant: Der familienfreundliche Wanderweg entstand im Zuge eines Schülerprojekts. Entlang des Weges gibt es 7 virtuelle und interaktive Stationen rund um die Natur. Um diese zu erleben, musst du die kostenlose Download-Version herunterladen. Alle Einzelheiten dazu findest du hier. Ich kann verraten: Der Weg lohnt sich! Gut zu wissen: Der Weg ist nicht barrierefrei, du solltest trittsicher sein und unbedingt gutes Schuhwerk tragen. Den passenden Flyer kannst du hier herunterladen.
Im Laufe des Wanderwegs verlassen wir den gut ausgeschilderten Weg und machen einen Abstecher in das Bergdorf Talle. Auf dem Weg kommen wir am gestiefelten Kater vorbei, der an einer Kreuzung die Besucher begrüßt. Die große Skulptur wurde von der Künstlerin Renate Lübbing erschaffen, die wir im späteren Verlauf unseres Besuchs noch kennenlernen werden.
Zentraler Punkt von Talle ist die Peterskirche. Hier kannst du in die Vergangenheit eintauchen und solltest unbedingt einen Blick auf die alten Grabsteine rings um die Kirche werfen. Vielleicht kannst du die alten Schriften entziffern, denn auf den meisten Steinen stehen einige Sätze geschrieben. Wenn du genau hinschaust kannst du gepflanzte Strahlen erkennen, die vom großen Kirchenfenster auf der Rückseite ausgehen und in denen die Grabsteine angeordnet sind. Eine wunderbar kreative Idee.
Direkt neben der Kirche wurde ein sehr schöner Berggarten angelegt. Ein toller grüner Ort zum Pausieren und Spielen. Neben einer Picknickbank gibt es einen Kinderspielplatz sowie einen Boule-Platz. Auch hier entdeckst du wieder einige Details, wenn du genau hinschaust. So ist beispielsweise der runde gepflasterte Platz am oberen Ende ein Labyrinth.
Auf diesem Platz treffen wir die Taller Künstlerin Renate Lübbing und den Märchenerzähler Lothar Schröer, der ebenfalls in der Gemeinde Kalletal wohnt. Die beiden geben uns erzählerisch Einblicke in ihre Arbeitsweisen und wir erfahren wie unterschiedlich die Arbeit mit Märchen sein kann. Unglaublich Spannend.
Frau Lübbing berichtet uns, wie sie ihre Ideen zu den märchenhaften Skulpturen umsetzt und erzählt, was sie bisher schon alles geschaffen hat. Auch die hier am Berggarten aufgestellte „800“ ist von ihr. Diese hat sie eigens anlässlich des 800-jährigen Jubiläums von Talle kreiert. Mit Herrn Schröer wird es praktisch. Wir dürfen einer Märchensage lauschen und uns von seinem Können überzeugen. Aber nicht nur das Geschichtenerzählen zählt zu seinem Repertoire, sondern auch das Erderaner Erzähledeele, Coachings und Trainings mit u.a. an Demenz erkrankten Menschen.
Möchtest du noch mehr Märchenhaftes? Dann solltest du einen Abstecher zur Kindertageseinrichtung Wichtelnest – in der Tiekbrede 3, Kalletal-Talle – einplanen. Hier hängen neben dem Eingang (von außen) über 15 wunderschöne Märchenbilder an der Wand. Die Besonderheit ist, dass die Künstlerin Renate Lübbing in ihren Bildern die Märchen mit der Region verknüpft. Vielleicht erkennst du ja die einzelnen Märchen. Nimm dir Zeit und schau dir die Bilder im Detail an, so wirst du viele Kleinigkeiten entdecken. Es lohnt sich!
Zum Abschluss werden wir von einer weiteren Märchenfigur aus dem Bergdorf Talle verabschiedet. Der Froschkönig sitzt an einem Brunnen auf dem Platz, unterhalb vom Gemeindehaus. Wenn du sehr aufmerksam bist, wirst du im Dorf sicher noch eine weitere Märchenfigur finden, die äußerst passend platziert ist. Als Tipp gebe ich dir das Stichwort „Feuer“ mit auf den Weg.
Das war es zwar vom Bergdorf Talle, aber gewiss noch nicht vom märchenhaften Kalletal, denn auch im weiteren Stadtgebiet zieht sich der rote Faden der Märchen durch. Darüberhinaus kannst du wunderbar Wandern und Radfahren.
Als Radfahrer solltest du besonders die Umgebung entlang der Weser auf dem Schirm haben. Hier gibt es einen schönen und ausgebauten Streckenverlauf. Als besonderes Highlight kannst du hier mit der Weser-Hochseilfähre Varenholz – Veltheim übersetzen. Achte allerdings vorab auf die Fahrzeiten. Derzeit verkehrt sie von April bis Oktober jeweils an Wochenenden, an Feiertagen sowie Brückentagen, zwischen 10 und 18 Uhr.
Als Wanderer findest du in Kalletal so ziemlich alles, was du dir vorstellen kannst. Seit Ende 2019 zählt die Gemeinde als erste Naturpark-Kommune in NRW. Neben dem Wichtelsteig findest du im oben vorgestellten Bergdorf Talle den Rundwanderweg „Taller Bergrunde“, der 7 Kilometer um das Dorf herumführt und sehr abwechslungsreich ist. Für weitere Routen lege ich dir die Broschüre „Wandern in der Naturpark-Kommune Kalletal“ ans Herz, die du auch im Tourismusbüro bekommst.
Weitere märchenhafte Orte in der Gemeinde Kalletal sind:
- die Traumquelle auf dem Bikberge bei Niederntalle,
- das Schloss Varenholz mit seiner Geschichte der weißen Dame,
- die Holländerwindmühle Brink in Bentorf, als einzige noch betriebsfähige Windmühle in Lippe,
- die denkmalgeschützte Windmühle Bavenhausen auf dem Windberg, als ein Wahrzeichen der Region,
- die Wassermühle auf der Hofanlage Klemme in Kalletal‐Dalbke.
Fotos: I.© Renate Lübbing / II. © Gemeinde Kalletal / III. © Monika Brink / IV. © Nadja Jacke / V. © Margarete Klemme
Wenn du mehr über Kalletal wissen möchtest, stöber gerne mal auf den offiziellen Websites: www.talle-im-kalletal.de / www.kalletal.de oder in dem Erfahrungsbericht von meiner Bloggerkollegin Simone, die ebenfalls im Kalletal unterwegs war.
Rahmenprogramm meines Wochenendes im Teutoburger Wald
Diesen märchenhaften Tag habe ich im Zuge der TeutoBloggerWG erlebt. Ein weiterer Programmpunkt führte mich zum schönen Schloß Neuhaus nach Paderborn. Übernachtet haben wir an diesem Wochenende im empfehlenswerten Parkhotel Gütersloh, wo nicht nur das Personal unglaublich freundlich, die Zimmer schön und sauber waren, sondern auch das Abendessen ein wahres Gedicht. Zunächst haben wir die Innenstadt von Gütersloh mit einer interessanten Stadtführung erkundet. Frau Kohls zeigte uns auf unterhaltsame und äußerst erfrischende Art und Weise die bedeutensten Plätze der Stadt. Bisher hatte ich diese Stadt in Westfalen so gar nicht auf dem Schirm, aber jetzt kann ich einen Besuch wirklich wärmstens empfehlen. Die Innenstadt, das Kulturprogramm und auch viele tolle Gebäude lassen sich hier sehen. Am zweiten Abend haben wir im Klosterkeller Marienfeld in Harsewinkel gespeist.
Offenlegung | Mein Besuch in Lemgo und im Kalletal fand im Zuge der TeutoBloggerWG statt. An diesem Tag wurde ich vom Schloß Brake und dem Kalletal Tourismus unterstützt, herzlichen Dank dafür. Die TeutoBloggerWG 2021 fand im Rahmen des EFRE-Projekts „Zukunftsfit Digitalisierung“ statt. Das Projekt wird gefördert durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung und das Land NRW. Wie immer berichte ich über meine persönlichen Erfahrungen und Eindrücke. Meine Meinung wird durch die bezahlte Kooperation in keiner Weise beeinflusst.
Ich habe ihre liebevollen Bericht über Talle gelesen, der übrigens der Ort meiner Kindheit und Jugend war. Es sind schöne Erinnerungen zu der Zeit von 1950 bis 1970. Meine Eltern bewirtschafteten eine kleine Landwirtschaft und Gärtnerei in Talle. Alle vier Personen unseren Familie waren eingespannt und es war auch schon anstrengend in diesem Gelände eine Landwirtschaft zu betreiben. Aber es war aber trotzdem immer wieder interessant den Blick ober vom Berg Steinhaufen zur Porta aber auch zum Hermann zu geniessen. Heute mit 75 Jahren geniesse ich meinen Ruhestand in Bielefeld.
Hallo Herr Rosenbaum,
herzlichen Dank für den netten Kommentar :)
Viele Grüße
Tanja