Welche Verantwortung haben wir als (Reise)Blogger? – Aufruf zur Blogparade
Welche Verantwortung haben wir Land, Leuten, Umwelt und Lesern gegenüber? In der letzten Zeit habe ich häufiger über das Thema „Verantwortung“ nachgedacht. Heute gibt es mal ein paar Gedanken und Blicke hinter die Kulissen, zum Thema Verantwortung als Reiseblogger. Und weil das Thema für die Bloggerwelt nicht ganz unerheblich ist: Ein Aufruf zur Blogparade.
Eigentlich sollte dieses Thema kurz und bündig werden, je mehr ich über die Verantwortung nachgedacht habe, desto mehr Bereiche kamen mir in den Sinn, wo der Titel ebenfalls passt. Entstanden ist ein kunterbunter Einblick in meine Gedanken.
Hier findest du einen Überblick über den Beitrag:
• Wie komme ich eigentlich auf das Thema?
• Unsere Verantwortung gegenüber Land und Leuten
• Das Problem mit Instagrammable Fotospots
• Verantwortung gegenüber unseren Lesern
• Verantwortung gegenüber unserer Erde und der Natur
• Raus damit! Hast du auch etwas zum Thema zu sagen?
Wie komme ich eigentlich auf das Thema?
Ausschlaggebender Punkt für diesen Beitrag ist ein Youtube-Video. Eine wirklich gut gemacht Reisedokumentation, wo uns eine Familie im Wohnmobil mit durch wunderschöne Länder nimmt. Mit an Bord – wie auch bei uns – die Kamera. Es werden wundervolle Plätze gesucht und angefahren. Alles ist für die Zuschauer bestens dokumentiert, inklusive GPS Daten. Die gesamte Reise geht ohne Weiteres nachzureisen. Praktisch oder?
Trotzdem hat das Video oftmals Kopfschütteln bei mir ausgelöst. Obwohl die Familie eigentlich nichts anderes macht, als es auch bei uns auf dem Blog zum Teil zu finden ist. Nur dass es bei uns in Form eines Reiseberichts niedergeschrieben ist. Auf unseren letzten beiden großen Reisen kamen bereits erste Gedanken, aber erst durch die Doku ist mir so richtig bewusst geworden, was wir inzwischen anrichten, wenn wir hier öffentlich ALLE Stellen/Orte/Übernachtungsorte angeben.
Unsere Verantwortung gegenüber Land und Leuten
Wir selbst lieben Orte und Übernachtungsplätze, die etwas abseits des typischen Touristenrummels liegen. Öfter werden wir gefragt, wie wir die tollen Plätze zum Übernachten finden. Das schaffen wir unter anderem mit viel Recherche, durch Tipps, durch die Suche vor Ort oder einfach mit etwas Glück.
Zu unserer Freude steigen unsere Leserzahlen von Jahr zu Jahr. Und je weiter die Zahlen ansteigen, desto mehr stelle ich mir die Frage: „Was berichte ich und was lasse ich lieber weg?“. Auf unseren letzten beiden Reisen durch Norwegen und durch die USA haben wir oftmals in der freien Natur übernachtet, dafür kleine Stichstraßen gewählt, schöne Orte gefunden und sogar einsame Plätze ganz in der Nähe von großen Touristenattraktionen. Aber was passiert, wenn ich diesen Ort 40.000 monatlichen Lesern verrate? Gewiss liest nicht jeder einzelne genau diesen Tipp, aber selbst wenn es nur 500 Leser pro Monat sind, die diesen Tipp notieren – Der schöne Platz wäre nicht mehr das, was er bei unserem Besuch war.
Aus diesem Grunde werden wir einige Übernachtungsplätze oder Picknickplätze nicht mehr mit genauen Koordinaten angeben. Keine Sorge, selbstverständlich gibt es weiterhin viele Tipps, Empfehlungen zu möglichen Übernachtungsplätzen und ausführliche Erfahrungen, aber vereinzelte Plätze lassen wir einfach weg. Das sehen wir als unsere Verantwortung dem Land, der Natur und den dort lebenden Menschen gegenüber.
Denn was passiert, wenn viele Menschen zum Wildcampen kommen, ist inzwischen in Neuseeland zu erkennen. Freedom Camping gibt es dort so lange die Einwohner denken können. Immer mehr Städte und Kommunen stellen inzwischen Übernachtungsverbotsschilder auf, weil sich manche Menschen einfach nicht benehmen können und die unausgesprochenen Wildcampingregeln nicht befolgt werden. Wer bitte hinterlässt einfach Müll auf einem Übernachtungsplatz? Für uns absolut nicht nachvollziehbar und doch haben wir es in jedem Land gesehen. Zwei unserer Reiseminuten und der Müll war entsorgt – aber viele reisen dennoch nach dem Motto „Jeder ist sich selbst der nächste“ oder „Nach mir dir Sintflut“.
Das Problem mit „Instagrammable (Foto)spots“
Oftmals werden wir in Emails nach Insidertipps gefragt. Die Suche nach „Geheimtipps“ ist auch in Foren und Facebookgruppen sehr beliebt. Oder neudeutsch auch „Instagrammable“ Fotospots. Eine Wortkombination, bei der es mir kalt den Rücken runter läuft.
Wir entdecken gerne und geben auch gerne Tipps weiter. Geheimtipps findet man in der Regel eher durch Zufall oder durch den Tipp von Einheimischen. Aber sobald man einen Geheimtipp weitergibt, ist es eben auch kein Geheimtipp mehr. So wird man weder in Foren noch in Facebookgruppen Geheimtipps finden! Denn was würde passieren, wenn wir jeden einzigartigen, schönen Besuch von unentdeckten Plätzen öffentlich weitergeben würden? Stellen wir uns vor, wir entdecken einen schönen, einsamen Waldsee, präsentieren und teilen ihn auf Instagram. 5 Jahre später kommen wir wieder an diesen Platz und sehen eine Zufahrtsstraße, gebührenpflichtige Parkplätze für Autos und Busse sowie ein Kiosk oder Café gleich nebenan. Wo Touristen sind, ist der Kommerz nicht weit. Ist es wirklich das, was wir wollen?
Nehmen wir als Beispiel unseren Übernachtungstipp „Waitabit Creek“ in Kanada. Mit wirklich sehr viel Recherche und suchen über Google Maps haben wir den abgelegenen Campingplatz damals im Internet gefunden. Bei unserem Besuch definitiv noch als „Geheimtipp“ zu bezeichnen, denn als wir diesen 2012 besucht haben, waren wir so ziemlich die einzigen Touristen. Wenn man den Namen heute bei Google eingibt, ist der Platz so ziemlich überall gelistet, wo es um Campingplätze geht. Es mag sich jetzt vielleicht etwas überheblich anhören, aber wir sind wohl leider nicht ganz unschuldig an seiner Popularität, da unser Beitrag „Unsere liebsten Campingplätze in BC“ ein sehr beliebter Beitrag ist und tausendfach im Monat gelesen wird. Das regt uns jetzt, Jahre später zum Nachdenken an – leider zu spät.
Ebenso gibt es Zwickmühlen mit populären Städten: Es gibt Städte, die sind noch relativ unbekannt und wollen entdeckt und promotet werden. Andere Städte, wie zum Beispiel Barcelona und Venedig haben jetzt bereits mit Overtourism zu kämpfen – selbst wenn wir also hinreisen, müssen wir diese Städte und Plätze noch auf dem Blog und Social Mediakanälen beschreiben oder reicht nicht auch mal ein stillschweigender Besuch? Andererseits suchen gerade für diese Städte und Orte viele Menschen nach Tipps und klar, welcher Blogger hätte nicht gerne mehr Leser?! Viele der Städte, oder besser gesagt dessen Bewohner, sind allerdings ganz und gar nicht angetan von den vielen Touristen und sind sogar teilweise wenig gastfreundlich diesen gegenüber. Da sind wir dann auch direkt beim nächsten Punkt:
Verantwortung gegenüber unseren Lesern
Macht es Sinn unseren Lesern etwas zu präsentieren, was gar nicht so ist, wie wir es vielleicht darstellen?Mit den steigenden Leserzahlen wächst auch meist der eigene Anspruch an Professionalität. Aber bedeutet das wirklich, dass ich menschenleere Plätze auf Fotos zeigen muss, obwohl um mich herum eine geballte Ladung Touristen steht auf die ich nicht hinweise?
Für uns ist professionelles Auftreten inzwischen durchaus wichtig geworden, jedoch hat Authentizität für uns persönlich einen noch viel höheren Stellenwert. Du als Leser bist uns wichtig, wir möchten, dass du dich auf unserem Blog wohl fühlst. Dir etwas Vorzugaukeln liegt uns fern. Und so schlagen wir durchaus auch einen Produkttest aus, der einen vierstelligen Wert gehabt hätte, für unsere Zielgruppe relevant gewesen wäre und dessen Produkt wir nach dem Test hätten behalten dürfen. Wenn wir uns mit dem Produkt nicht identifizieren können und es selbst nie gekauft hätten, fehlt uns schlichtweg die Authentizität und wir schlagen die Kooperation aus.
Ebenso die Fotospots: Klar sieht die Location besser aus, wenn keine Menschen drauf sind, gar keine Frage. Auch wir haben oftmals keine oder nur wenige Menschen auf den Fotos. Das hat allerdings weniger etwas mit der Schönheit des Platzes zu tun, sondern eher mit dem „Recht am eigenen Bild“. Jedoch schreiben wir im Text offen und ehrlich, welche Situation wir vorgefunden haben und geben bei sehr beliebten Spots gerne auch Tipps, wann bei einem Besuch mit weniger Andrang zu rechnen ist.
Eine ganz tolle Sache fand ich persönlich die Blogparade von phototravellers.de, wo es um das Thema „Die Wahrheit über die schönsten Fotospots der Welt, so sehen die schönsten Fotospots der Welt wirklich aus“ ging und ganz viele wundervolle Beiträge zusammen gekommen sind. Wir konnten leider aus Zeitgründen nicht teilnehmen.
Zu diesem Thema passt auch ebenfalls die immer wieder gern diskutierte Frage? Bin ich authentisch, wenn ich von einer Destination oder einem Unternehmen eingeladen werde? Egal ob Produkttest, Pressereise oder gesponserter Link im Beitrag – bei uns kannst du stets sicher sein, dass der Beitrag dir einen Mehrwert liefert oder dir bei einer Entscheidung hilft. Das Wort „Werbung“ klingt stets etwas abwertend, jedoch ist es rechtlich notwendig, solche Beiträge zu kennzeichnen und das ist auch gut so. Ich behaupte, dass du bei uns auf dem Blog ohne die Kennzeichnung nicht erkennen würdest, welcher Beitrag Werbung enthält. Diese Beiträge sind genauso ausführlich und mit Herzblut geschrieben, wie jeder andere unbezahlte Artikel.
Ähnlich ist es bei Pressereisen oder anderen Einladungen. Wir schildern dir genau, was wir vor Ort erlebt haben. Oftmals erhalten wir auf solchen Reisen Einblicke und Informationen, die wir auf eigene Faust niemals bekommen hätten. Demnach gibt es durchaus einen großen Mehrwert für unsere Leser. Nur berichten wir eben authentisch drüber und machen keine Werbeveranstaltung draus.
Verantwortung gegenüber unserer Welt und der Natur
Es gibt einen weiteren, sehr wichtigen Punkt, der mit bei dem Thema Verantwortung einfällt. Unsere Natur! In der letzten Zeit werden sie immer lauter – die einzelnen Stimmen, die dazu aufrufen mehr auf unsere Erde, die Natur und das gesamte Ökosystem zu achten. Mehr Achtsamkeit, mehr Nachhaltigkeit! Gerade zu Beginn der Woche hat meine liebe Bloggerkollegin Inka vom Blog Blickgewinkelt.de das Thema in einer Facebookgruppe für Blogger angesprochen. Und wie recht sie hat, wenn sie dazu aufruft einfach mal mehr über unser Tun und unsere Art zu Reisen nachzudenken und zum Beispiel das Flugzeug einfach mal gegen den Zug eintauschen, falls möglich. Die darauf folgende Diskussion hat mich übrigens zu dieser Blogparade inspiriert.
Im Stress des Alltags oder auch der alltäglichen Routine vergisst man schnell mal über sein Tun nachzudenken. Da nehme ich mich nicht aus. Selbst wenn jeder von uns nur ein kleines bisschen mehr darüber nachdenkt und vielleicht hier und dort etwas ändert, kann großes erreicht werden.
Das bedeutet nicht, dass jetzt niemand mehr Langstreckenflüge machen oder sich jeder nur noch zu Fuß oder mit dem Fahrrad fortbewegen soll. Nein! Das wird sich nicht vermeiden lassen und das ist auch gar nicht Sinn der Sache. Jedoch gibt es einzelne Wege, wo sich jeder einzelne von uns überlegen sollte, ob wir nun wirklich für die zwei Kilometer das Auto nehmen müssen, die Inlandsflüge nicht auch durch Bahnreisen ersetzen können oder wirklich 3-4x im Jahr in den Urlaub oder auf Geschäftsreise fliegen müssen. Sicher lässt sich das manchmal nicht vermeiden oder man möchte auf einiges vielleicht auch nicht verzichten, aber es geht allein darum, dass sich jeder einzelne von uns mehr Gedanken um das Thema machen sollte.
Nachhaltiger leben, nachhaltiger reisen und ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit zu entwickeln finde ich heutzutage sehr wichtig. Umso erfreulicher, dass immer mehr und mehr Menschen und Unternehmen umdenken. Bewusster reisen und bewusster mit der Welt und Umwelt umgehen. Das Thema nachhaltig Reisen weiter auszuführen würde hier den Rahmen sprengen, aber hier folgen ein paar Leseempfehlungen.
Tolle Beiträge zum Thema, die bereits erschienen sind:
• Eine ganze Kategorie zum Thema Nachhaltigkeit und nachhaltiges Reisen von Reisezeilen
Nachhaltig in die Ferne reisen von Paradise found
• Das schlechte Gewissen fliegt mit von Rapunzel will raus
• 10 Tipps, die dir helfen, nachhaltiger zu reisen von Reisezeilen
• Auch auf Planet Hibbel wird Nachhaltigkeit und bewussteres Reisen immer mal wieder thematisiert.
Und es gibt sicher auch noch mehr Beiträge, die bereits erschienen sind.
Raus damit! Hast du auch etwas zum Thema zu sagen?
Da mir das Thema als wichtig erscheint, würde ich mich sehr freuen, wenn du an unserer Blogparade teilnimmst und auch deine Gedanken zum Thema Verantwortung als Blogger niederschreibst. Wie wär es also mit einem Blogbeitrag zu dem Thema? Die Blogparade läuft bis zum 1. März 2019 – Selbstverständlich werden auch weiterhin alle veröffentlichten Beiträge noch in der Zusammenfassung hinzugefügt und die Teilnahme ist ganz einfach:
- Schreibe einen Blogbeitrag zum Thema Verantwortung als (Reise)blogger (kann natürlich auch nur zu einem Unterthema zB. Welt / Umwelt / Natur / Lesern sein). Falls du keinen Beitrag dazu schreiben möchtest oder keinen Blog betreibst und trotzdem etwas zu dem Thema zu sagen hast, nutze gerne unten die Kommentarfunktion.
- Erwähne in deinem Beitrag diese Blogparade „Verantwortung als Reiseblogger“ mitsamt einer Verlinkung auf https://www.taklyontour.de/verantwortung-als-reiseblogger/.
- Mache uns auf deinen Beitrag zur Blogparade in Form von einem Kommentar oder einer Email aufmerksam. Nach Beendigung der Blogparade wird es eine Zusammenfassung aller teilnehmenden Blogs und Beiträge geben. Ich freue mich drauf zu lesen, was du zu dem Thema stehst!
Wir sind sehr gespannt, was dabei rauskommt, ob und welche Gedanken du dir zu dem Thema Verantwortung als Reiseblogger machst.
Titelfoto: © Pixaby