Fernreisen mit Kindern – Muss das wirklich sein?
Nicht selten hört oder liest man sie: die kritischen Stimmen, wenn es um das Thema Reisen und vor allem Fernreisen mit Kindern geht. Ob in der Familie, im Freundeskreis, in Babyspielegruppen, Foren oder Facebookgruppen. Überall ist das Thema präsent. Aber wie ist das eigentlich, müssen Fernreisen mit Kindern sein? Meine persönlichen Ansicht zu dem Thema.
Gedanken über das Fernreisen mit Kindern
Den meisten Eltern werden bereits während der Schwangerschaft darauf hingewiesen, dass es ja dann mit dem Reisen bald vorbei ist. Kommt dir das auch bekannt vor? Ich zumindest habe schon damals die Aussagen „Dann ist das Reisen ja jetzt erstmal vorbei“, nicht nachvollziehen können. Denn wieso sollte das Reisen mit Baby plötzlich vorbei sein? Weil es die bequemere Lösung ist? Dazu habe ich mich hier (➚ CamperStyle) ausführlich ausgelassen.
Jetzt, wo das Kind auf der Welt ist geht es weiter: „Muss man das seinen Kindern wirklich zumuten?“ Das, was Besitzer der kritischen Stimmen jetzt am liebsten hören möchten und die einfachste Antwort darauf lautet: Nein! Nein, muss man nicht!
Aber als Gegenfrage stelle ich dann gerne: “Aber was ist am Fernreisen mit Kindern eigentlich so verkehrt? Die Fahrt oder den Flug in den Urlaub? Die Reise als solches? Das Baby oder das Kind in der Sonne oder im Schnee?” Dann ist meist eine kurze Pause und dann gibt es endloses Gerede von Dingen, die irgendwo mal gelesen oder gehört wurden. Auch in diesem Zusammenhang interessant ist der Beitrag “Wie du mit Bedenken der Gesellschaft zum Thema Reisen mit Kind umgehst“.
Routine ist die sicherste Lösung für Kinder
Mann kann auch mit seinem Baby oder seinen Kindern jeden Tag zuhause sitzen, ihnen Spielzeuge anreichen und einmal am Tag um den Weiher oder durch den Stadtwald um die Ecke gehen und den Enten zusehen. Das Highlight in der Woche ist dann die Krabbel-, Schwimm-, Turn- oder Musikgruppe.
Bitte nicht falsch verstehen! Wir sind gerne zur Krabbelgruppe gegangen, treffen uns gerne mit anderen Familien und ihren Kindern! Das ist auf jeden Fall eine tolle und fördernde Lösung für Kinder im Alltag. Aber das ganze Tag um Tag ist auch die sicherste Lösung dafür, dass einem nach ein paar Wochen die Decke auf den Kopf fällt. Und ich bezweifle ganz stark, dass dieser Gemütszustand, der dann irgendwann eintritt, gut für Kinder ist. An dieser Stelle passt das Zitat vom brasilianischen Schriftsteller Paulo Coelho:
Wer denkt, Abenteuer seien gefährlich, sollte es mal mit Routine versuchen: Die ist tödlich.
Stattdessen bin ich mit unserer Tochter bereits kurz nach der Geburt schon „durch die Gegend getingelt“. Sei es mal eine Woche zu meinen Eltern ins Sauerland, ein paar Tage Freunde im Norden oder Süden besuchen. Sowie gemeinsam mit dem Papa Wochenendtrips und zwei lange Elternzeitreise nach Norwegen und in die USA. Geschadet hat es ihr bis heute nicht. Ganz im Gegenteil:
Flexibilität mit Kindern im Alltag ist wichtig
Wir haben unsere Tochter von Beginn an, an das Unterwegssein gewöhnt. Was zur Folge hat, dass sie gerne Auto fährt, dass sie im Café oder Restaurant ein bis zwei Stunden zufrieden und ruhig dabei sitzt – sofern sie etwas Essen darf und Spielzeug dabei hat. Dass sie flexibel ist von den Essens- und auch Schlafenszeiten. Denn sie kennt das gar nicht anders. Was jetzt jedoch nicht heißt, dass sie bis 23Uhr wach bleibt, nur weil wir abends ausgehen oder essen gehen. Nein, aber ob halb Sieben oder Acht, macht bei uns keinen Unterschied.
Klar, ich kann nicht häufig genug erwähnen, dass jedes Baby anders ist. Einige brauchen einfach mehr Ruhe und andere feste Zeiten für Essen oder zum Schlafen. Aber das stellt man ja relativ schnell fest und kann sich dementsprechend einrichten. Wir haben von Anfang an versucht möglichst flexibel in allem zu sein und das hat bisher auch wunderbar funktioniert.
Aber zurück zum Thema:
Müssen Fernreisen mit Kindern wirklich sein?
Wie oben bereits erwähnt ist die einfachste Antwort: “Nein, es muss nicht sein!”
Man kann seinen Kindern auch Flexibilität und Abwechslung im Alltag geben, so dass keine Reisen oder gar Fernreisen nötig sind. Wenn die Eltern auch vorher schon nicht gerne gereist sind, wieso sollten sie mit Kindern damit anfangen? Man kann seinen Kindern auch die Waldtiere im Wildpark oder die Pinguine und Elefanten im Zoo zeigen.
Aber wenn man vorher schon viel unterwegs war, frage ich mich nach wie vor: “Wieso sollte man auf Fernreisen mit Kindern verzichten?” Ob wir von Deutschland mit dem Auto nach Österreich fahren und das Kind stundenlang im Kindersitz sitzt oder ob wir uns dieselbe Dauer im Flieger befinden, kommt doch auf dasselbe heraus. Oha, da sage ich was:
Flugreise mit Kindern, muss das sein?
Ganz besonders laut werden die kritischen Stimmen, wenn es um das Fliegen mit Kind geht. Flugzeit, Strahlung, Sicherheit an Bord sind heißdiskutierte Themen.
Letztendlich müssen das alle Eltern für sich entscheiden. Genauso, wie über Erziehungs- und Ernährungsgewohnheiten diskutiert werden kann, ist das auch beim Fliegen so. Die einen möchten es aus Grund A nicht und die anderen vertreten Meinung B.
Da habe ich absolut kein Problem mit! Jeder darf gerne seine Meinung haben. Aber ich muss sie deswegen keinem anderen auferlegen und ich würde auch niemals behaupten, dass meine Ansicht die einzige Richtige ist.
Natürlich muss auch keine Flugreise mit Baby sein, man kommt auch anders von A nach B. Aber ich frage mich zum Beispiel bei einem Städtetrip nach Wien: Was ist für das Kind wohl angenehmer? 1,5 Stunden im Flieger oder 8 Stunden im Auto? Hier findest du übrigens unsere Erfahrungen zum Fliegen mit Kleinkind.
Erinnerungen für die Kinder
„Wieso reist ihr so weit? Das Baby erinnert sich später eh nicht mehr an die Reise und dass sie schon mal dort war.“
Eine weitere, äußerst beliebte Aussage der Gesellschaft. Absolut korrekt, aber ich reise ja auch nicht nur für das Baby bzw. Kind, oder? Ich Reise, weil ich dass schon immer so gemacht habe und keinen Grund sehe, wieso das nicht auch mit Kindern weitergeführt werden sollte.
Das Kind sitzt im Sand und betrachtet fasziniert die rieselnden Sandkörner und es hört, spürt und sieht das Plätschern der Wellen, die ihm um die Füße rollen. Es spielt mit dem Moos am Zaun eines Regendwalds. Und vor allem tut es eins: Es ist glücklich, weil es den ganzen Tag mit Mama (und Papa) zusammen ist, die nicht von den täglichen Aufgaben abgelenkt werden. Es verbringt den größten Teil des Tages draußen an der frischen Luft und bekommt täglich neue Eindrücke, so dass es abends gut schläft. Mama und Papa sind ebenfalls glücklich und ausgeglichen – besser könnte es doch kaum sein. Hier bekommst du einen Einblick in unsere Erfahrungen zum Reisen mit Kleinkind im Wohnmobil durch die USA.
Jetzt kommen andere kritische Stimmen, die sagen: “Das könnt ihr doch auch in Holland oder Österreich oder Frankreich haben, dafür muss doch keine Fernreise sein.” Absolut richtig, aber umgekehrt bin ich fest davon überzeugt, dass dem Kind ganz egal ist, wo es sich wann auf welchem Fleckchen Erde befindet. Hauptsache die Bezugspersonen – im Normalfall – Mama und Papa sind dabei.
Thailand, Costa Rica, Australien oder Neuseeland. Ich gebe jedem Kritiker absolut recht, es muss kein 24 stündiger Flug bis an das andere Ende der Welt sein. So eine Anreise kann man zum Beispiel wunderbar mit einem Stopover verbinden. Das ist weniger belastend für Kinder. Wobei sich die Frage stellt, einmal lange Anreise und dann fertig oder zwei mittellange Anreisen. Auch da streiten sich die Geister und ich würde das in diesem Fall ganz einfach vom Kind abhängig machen. Eltern kennen ihr Kind bekanntlich am besten und wissen ziemlich schnell, was mit ihrem Kind am besten möglich ist und was nicht. Da kommen wir auch direkt zum letzten Punkt:
Das wichtigste auf Fernreisen mit Kindern
Ganz klar ist: Die Reise darf nicht über die Bedürfnisse des Kindes gestellt werden!
Natürlich muss man Rücksicht auf die Bedürfnisse der Kinder nehmen. Ruhe- und Schlafenszeiten müssen ebenso sein, wie Zeit für Krabbeln, Spielen und Essen. Aber in der Regel tritt man eine Fernreise ja nicht direkt in den ersten Lebenswochen eines Säuglings an. Dementsprechend konnte man sich schon ein bisschen kennenlernen und weiß in der Regel wie sein Kind oder seine Kinder ticken. Dennoch sollte vor Reiseantritt klar sein, dass man seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche häufiger mal hinten anstellen muss – genauso wie das im Alltag zuhause der Fall ist. Mit Kindern geht eben nicht unbedingt alles exakt so, wie es geplant war. Dementsprechend sind wir wieder beim Punkt “Flexibilität” von oben.
Fazit zum Fernreisen mit Kindern – muss das sein?
Nein, es muss nicht sein. Erweitert aber meiner Meinung nach für das Baby oder die Kinder ebenso den Horizont, wie das auch bei uns Erwachsenen der Fall ist. Des Weiteren tut es auch den Eltern gut, was wiederum den Kindern zugute kommt. Wie ich das schon im Artikel „Wieso du die Elternzeit zum Reisen nutzen solltest“ ausführlich geschrieben habe.
Sicher müssen Fernreisen mit Kindern nicht sein, aber die Diskussion darüber ebenso wenig. Jeder kann es halten wie er möchte und meint. Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn jemand nicht gerne reist, dass er es auch nicht mit Kind tut. Akzeptiere auch die sorgenvollen Eltern, die sich mit Kind/ern eine Reise nicht zutrauen.
Jeder hat seine eigene Meinung zu dem Thema Reisen mit Baby/Fernreisen mit Kindern, die es zu akzeptieren gilt. Nur lasse ich mir unsere Reisen mit Kind nicht madig machen, nur weil kritische Stimmen meinen mir erklären zu müssen wie es richtig ist. „Wie kannst du nur?“ „Muss das denn wirklich sein?“ Darauf meine Antwort: „Nein, muss es nicht, tut uns als Familie aber unendlich gut und das Wichtigste sollte sein, dass es dem Kind / den Kindern gut geht.“
Mein wichtigster Tipp:
Löse dich als allererstes von der Haltung und den Meinungen der Gesellschaft zum Thema. Mehr dazu findest du im Beitrag “Wie du mit Bedenken der Gesellschaft zum Thema Reisen mit Kind umgehst“. Denn wenn du selbst mit Bauchschmerzen an die Reiseplanung oder gar auf die Fern-Reise gehst, kann das nicht gut und entspannend werden.
Wie stehst du zum Thema Fernreisen mit Kindern? Bist du da eher positiv, neutral oder negativ eingestellt. Feuer frei für deine Ansicht.