Mallorca • Kloster Lluc und Abendessen bei Es Verger
Ein Tag im Landesinneren
Reisedatum: 18. Mai 2015
Montag: Wir starten den Tag mal wieder mit einem ausgiebigen Frühstück unter einem strahlend blauem Himmel. Den Vormittag lassen wir heute ganz entspannt angehen. Faulenzen muss im Urlaub schließlich auch mal sein. Wir machen einen Spaziergang am Strand von Playa de Palma entlang. Am Mega Park ist schon früh die Hölle los. Aber ansonsten liegt noch Ruhe über der Stadt. Nur hier und dort wird uns ein Flyer für eine Abendveranstaltung in die Hände gedrückt.
Mittags ist dann aber Schluss mit Faulenzen und wir machen uns mit den Mietwagen auf den Weg Richtung Inca. Ein sehr unspektakulärer Ort, wo wir uns nicht lange aufhalten. Die Kirche ist ganz anschaulich, ansonsten gibt es beim ‚Durchfahren‘ für uns nicht viel zu sehen. Unser nächstes Ziel ist interessanter: Das Heiligtum Lluc.
Auf dem Weg zum Heiligtum Lluc kommen wir durch das kleine Bergdorf Selva. Dieses liegt am Fuße der Serra de Tramuntana.
Da es unter dem Namen ‚Kloster‘ Lluc bekannt ist, bezeichne ich es hier auch weiterhin so. Die Anlage liegt auf 525 Metern Höhe und der Weg ist gut ausgeschildert. Die Anfahrt durch das Gebirge – über die MA-2130 – führt durch zahlreiche Serpentinen und ist gerade bei Radfahrern sehr beliebt. Was das Autofahren nicht gerade erleichtert. Aber nicht nur die Straßen sind erlebenswert, sondern auch die abwechslungsreiche Vegetation und die wunderschönen Aussichten. Immer wieder sieht man zwischen den Bäumen hohe Berge oder tiefe Schluchten. Als wir am Santauri de Lluc ankommen, haben wir Glück. Der große Parkplatz ist kaum besetzt. 4,50 Euro Gebühr (für Parken und Eintritt) pro Person wird hier verlangt. Andere Parkmöglichkeiten gibt es hier nicht. Wer hier wandern möchte, kann für 6 Euro das Auto stehen lassen. Der Parkplatz befindet sich in unmittelbarer Nähe des Eingangs zum Kloster Lluc. Wir beginnen mit unserem Rundgang auf der rechten Seite. Ein langer, überdachter Gang führt an einer Empore entlang. Rechts führt eine Treppe zu der Empore hinauf. Hier liegen die Eingänge zu den Zimmern, die hier vermietet werden. Auf der linken Seite ist der hübsch blühende Garten zu sehen. Wir folgen dem schattigen Gang bis zum Ende. Hier gibt es einen kleinen Laden, wo Erfrischungen und Andenken gekauft werden können. Hier befindet sich auch der Eingang zum Museum. Das Museum von Lluc ist im Sommer von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Im Winter ist der Einlass eine Stunde verkürzt. Wir überqueren den Innenhof und betreten die heiligen Hallen durch den Haupteingang. Hier befindet sich übrigens auch eine Informationstafel. Im Inneren ist es angenehm kühl. Wir spazieren über die hellbraunen Steinfliesen durch dasHeiligtum von Lluc. Immer wieder können wir einen Blick nach draußen, auf die schöne, gepflegte Anlage werfen. In der Anlage des Heiligtum Llucs gibt es sogar diverse Sportmöglichkeiten. Neben einem Schwimmbad, welches von Juni bis September geöffnet ist, gibt es auch eine Sportarena. Wir gelangen in einen Innenhof, hier befindet sich der Eingang der Wallfahrtskirche. Im Inneren der Basilika ist es ruhig, wie in jeder Kirche. Wir spazieren nach Vorne bis zum Altar. Die braunen Holzbänke sind leer und nur wenige Besucher befinden sich in der Kirche. Imposante Kronleuchter hängen links und rechts über den Bankreihen. Der Altar ist mit einer Tischdecke abgedeckt. Dahinter schimmert es golden bis zur Decke. Ein Blick nach oben lohnt sich hier. Das Ave Maria befindet sich neben zwölf Heiligenbildern in der Kuppel. Ich liebe den Blick nach oben in Kirchen. Es ist immer wieder faszinierend, was man dabei so alles entdeckt. Wir gehen rechts am Altar vorbei und einen kurzen Gang entlang. Dieser führt uns in eine kleine Kapelle. Da steht sie: Die schwarze Madonnenstatue. Sie ist tatsächlich dunkel und hält das Jesuskind im Arm. Die Statue ist der Grund, wieso Tausende von Leuten jedes Jahr nach Lluc pilgern. Die Madonnenstatue ist die Schutzheilige Mallorcas und wird ‚Mare de Déu de Lluc‘ genannt. Sie steht auf einer Nische, um sie herum sind interessante Lampen aufgehängt. Ein Gabentisch voller Blumen steht darunter und davor bieten Gebetsreihen Platz. An der Wand hängt eine Art Telefon. Hier kann man für eine Euromünze sich die Geschichte der Basilika erzählen lassen. Wir spazieren noch eine Weile durch die Basilika und gehen dann zurück in den Innenhof. Die Basilika ist auch von außen ganz sehenswert. Auf den ersten Blick sieht sie ganz schlicht aus, auf den zweiten Blick bietet sie sehr hübsche Verzierungen und es gibt eine Uhr oben in der Spitze. In der Mitte des Innenhofs, dem Placa del Bisbe Campins ragt eine Statue des Bischofs Campins von Mallorca (1898 – 1915) empor und blickt auf die Basilika. Wir verlassen den Innenhof durch einen Rundgang. Von hier aus gelangt man in den Magnoliengarten. Ein kleiner Hof bietet schattige Fleckchen und auch hier befindet sich ein Denkmal. Inzwischen sind wir sehr durstig, so dass wir das Kloster Lluc wieder verlassen. Wir verlassen das helle Steingebäude wieder durch den Haupteingang. Die Sonne brennt vom Himmel und wir sind froh, dass es immer mal wieder kleine, schattenspendende Bäume gibt. In dem kleinen Café werden gerade ein paar Stühle frei und wir erfrischen uns mit einem Eis. Von hier aus kann man einen kurzen Anstieg bis zum großen Kreuz machen. Von oben gibt es einen tollen Blick über das Gebirge. Für uns reicht heute der Anblick von unten, denn für den Aufstieg ist es eindeutig zu warm. Nach der Erfrischung machen wir uns auf den Rückweg zum Auto. *Quelle Wikipedia
Da wir das Mittagessen ausfallen lassen haben, sind wir inzwischen alle hungrig. Da kommt uns der Tipp von Freunden gerade gelegen. Eine Stunde vom Kloster Lluc entfernt liegt das kleine Örtchen Alaró … Aber der Reihe nach.
Kurz nachdem wir die Serpentinen hinter uns gelassen haben, kommen wir wieder durch das malerische, kleine Bergdorf Selva. Hier ist von Touristen weit und breit keine Spur. Eine kleine Gemeinde am Fuße des Tramuntanagebirges – wunderschön. Kurz hinter dem kleinen Ort biegen wir auf die Ma-2114 ab und fahren in südwestliche Richtung. Die Fahrt ist tatsächlich traumhaft schön. Abseits der Schnellstraßen erlebt man hier noch das einfache Leben von Mallorca kennen. Kleine Landhöfe, Orangen- und Olivenplantagen und Weinfelder.
Wir folgen der schmalen, sehr gut zu fahrenden Teerstraße und gelangen nach einigen Kilometern in die kleine mallorquinische Ortschaft Biniamar. Hübsche Steinhäuscher mit grünen und braunen Fensterläden säumen die schmale Hauptstraße. Hier und dort steht eine kleine Villa dazwischen. Ehe wir uns versehen haben wir leider schon das Ende von Biniamar erreicht. Können wir noch einmal durchfahren? Es ist so hübsch. Aber der Hunger treibt uns voran.
Wenig später kommen wir an eine weitere Abzweigung. Selbst die kleinen Ortschaften sind hier super ausgeschildert. Wir folgen dem Schild Richtung Alaró. Links und recht sind Bäumchen und Weinreben gepflanzt. Ein großes Schild einer bekannten Winzerei zeigt den Weg zum Castell. Unser Weg führt uns als nächstes durch die Ortschaft Lloseta und weiter Richtung Alaró.
Vor lauter Begeisterung für die Landschaft achtet keiner von uns mehr auf die Schilder und ehe wir uns versehen sind wir schon in Alaró angelangt. Ich bin immer wieder begeistert, über das Mallorca fernab des Massentourismus. Auf einem kleinen Marktplatz stehen ein paar Frauen herum, das Eiscafé ist gut besucht und bunte Sonnenschirme bieten den nötigen Schatten. Aber Moment, der Abzweig zu unserem kulinarischen Geheimtipp von Mallorca sollte ein paar Kilometer vor Alaró liegen.
Das Problem ist, dass unser Navi die Adresse nicht kennt. Also kurven wir ein wenig durch die kleine, hübsche Ortschaft von Alaró. Zwei Polizisten unterhalten sich am Straßenrand. Die schnappen wir uns. Wir halten an und fragen auf Englisch wo wir unser gesuchtes Restaurant finden können. Sofort ist klar, wo wir hin wollen und der Weg wird uns erklärt. Wir bedanken und und fahren weiter.
Das Ende der Ortschaft ist trotz der vielen Einbahnstraßen schnell gefunden. Mein Bruder und seine Freundin, im Auto hinter uns fragen sich sicher inzwischen was mit uns falsch läuft. Denn sie folgen uns durch das ganze Gassengewirr.
So fahren wir wieder ein Stück den Weg zurück, bis wir das Schild sehen, an dem wir eben einfach vorbei gefahren sind. Ein rosa Schild ‚Castell d´Alaró‘. Die sehr enge Straße ‚Cami Vell d´Orient‘ – eingegrenzt durch eine niedrige, weiße Mauer lässt uns etwas schwitzen, denn wenn uns jetzt ein Auto entgegenkommt …
An der nächsten Kreuzung ist dann unser Restaurant Geheimtipp auch endlich ausgeschildert. Unter dem rosa-farbenen Schild, welches den Weg zum Castell anzeigt, gibt es hier auch ein grünes Schild ‚Bar-Restaurant Es Verger‘. Ja, da wollen wir hin. Wir hatten schon gehört, dass die Anfahrt sehr spannend sein soll – die Spannung steigt.
Die Straße bleibt weiterhin sehr schmal, aber dazu kommt, dass sie etwas unebener wird. Auf dem Straßenschild war die Kilometerzahl geweißt, so dass wir keine Ahnung haben, wie lang die Strecke ist, die noch vor uns liegt. Die Landschaft ist wunderschön, doch die Straße und die Serpentinen lassen die ein oder andere Schweißperle auf unserer Stirn entstehen.
Hoch oben in den Bergen blitzt etwas durch die Sonne auf. ‚Das wird doch nicht etwa … ne, ganz bestimmt nicht so weit oben‘. Und so fahren wir, und fahren … Kurve um Kurve … Der Berghof nimmt sogar inzwischen Formen an und wir haben so die leise Ahnung, dass genau das unser Ziel sein wird. Aber eine Möglichkeit zum Wenden gibt es eh nicht, also weiter. Mein Bruder hinter uns fragt sich, inzwischen sichtlich ob wir noch von allen guten Geistern verlassen sind.
Wir sind inzwischen alle sehr gespannt, ob diese abenteuerliche Anfahrt für das Abendessen lohnt. Keine Frage, die Landschaft ist wirklich wunderschön und die Aussicht wird immer atemberaubender, je höher wir kommen. Wir fragen uns, wie häufig die Familie wohl in der Stadt einkaufen fährt?!
Wir haben es fast geschafft. Gerade auf den letzten Kilometern müssen wir nicht nur wegen der serpentinenreichen Buckelpiste langsam fahren, sondern auch wegen den Tieren, die von jetzt auf gleich auf die Straße gesprungen kommen. Hier ein Schaf und dort ein Huhn.
Die freilaufenden Tiere sind auch der Grund, dass hier Hunde verboten sind. Ein Schild weist schon ziemlich am Anfang der Strecke darauf hin.
Endlich sind wir an unserem Ziel. Links weist ein provisorisch festgemachter Holzpfeil auf den Parkplatz hin. Nur wenige Autos parken unter den Bäumen auf der Staubpiste. Wir werden direkt begrüßt, ein Lamm läuft laut blöckend über den Parkplatz, seine Mutter hinterher.
Dieses scheint übrigens auch der Parkplatz zum Castel zu sein. Denn wenige Fußmeter entfernt, beginnt bereits das Privatgelände vom Restaurant unseres kulinarischen Geheimtipps ‚Es Verger‘.
Weiterhin sind an jeder Ecke Schafe mit ihrem Lämmchen zu sehen. Und vor allem auch zu hören. Das ein oder andere Schaf hat nämlich eine Glocke um den Hals. Es ist wirklich idyllisch hier oben. Bis auf das Geblöcke und das Glockengebimmel ist kein Mucks zu hören. Muss das schön sein, hier zu wohnen – wenn die Anfahrt nicht wäre.
Wir wollen uns lieber noch nicht vorstellen, was wir gleich auf dem Teller liegen haben. Denn das Restaurant Es Verger ist berühmt für seine ausgezeichnete Lammschulter.
Wir folgen dem Weg eine kleine Anhöhe hinauf. Der Berghof kommt in Sicht. Ein weißes, flaches Gebäude. Mit einem großen Scheunentor und blauen Plastikstühlen auf dem Vorplatz. Alles sehr einfach gehalten. Aber darauf hatten wir uns eingestellt. Das Restaurant soll sehr rustikal sein.
Ehe wir hinein gehen, folgen wir dem Weg noch ein paar Meter und genießen die fantastische Aussicht und die Ruhe hier oben. Wir sind alle sehr hungrig, so dass wir beschließen das Castell von Alaró ein anderes Mal zu besuchen.
Jetzt wird es aber Zeit. Der Hunger treibt uns die wenigen Meter zurück zum Berghof. Am Scheunentor werden wir auf Spanisch begrüßt. Englisch und Deutsch sind hier tatsächlich Fremdsprachen. Ach wie herrlich – das gibt es noch auf Mallorca.
Wir werden an einen Tisch nach draußen gebeten und es könnte noch etwa zwanzig Minuten dauern. Kein Problem, Hauptsache wir können hier sitzen, ein kaltes Getränk und die Aussicht genießen. Die Getränke werden in Dosen und Plastikbechern serviert. Wenn wir mehr Durst haben, sollen wir uns einfach aus der Kühltruhe bedienen – sagte es und verschwand wieder im Inneren.
Von unserem schattigen Plätzchen haben wir einen direkten Blick auf das Castell von Alaró über uns. Bei einem Blick die Mauer hinab, sehen wir wieder jede Menge Schafe.
Ziemlich genau zwanzig Minuten später erscheint der Herr mit Besteck. Moment, aber wir wollen doch so gerne drinnen essen. Da haben wir doch so viel von gehört. Mama und ich regeln das ganze auf Spanisch, was unfassbar gut klappt. Der Herr lacht, als wir unseren Wunsch vortragen und bittet uns, ihm zu folgen.
Wir treten durch das große Scheunentor und es ist eine Kulisse wie in einem Film. An einem langen Tisch sitzt ein Teil der Familie zusammen, schaut auf den laut krächzenden Fernseher an der Wand. Wo ein Mann im Stakato-Spansich etwas erzählt. Die Wände sind verziert mit allen möglichen Dingen, die man auf einem Hof so findet. Ein paar wenige, dicke Holztische stehen im übersichtlichen Raum verteilt. Wir laufen auf einen offenen Steinofen zu. Gleich daneben befindet sich die Küche, wo die Oma der Familie das Hackebeil schwingt. Allein für diese ganze Kulisse hat sich die Anfahrt gelohnt. Es ist eindeutig mal etwas ganz anderes.
Wir werden auf eine Empore geführt, wo ein großer, runder Holztisch steht. Hier ist genau für uns sechs Platz. Der Tisch ist schräg, doch das stört uns nicht. Wir bekommen weitere Getränke und die übersichtliche Karte. Das diese auf Spanisch ist, brauche ich wohl kaum zu erwähnen. Wir werfen einen Blick hinein und die Entscheidung ist schnell gefallen – schließlich haben wir die Lammschulter empfohlen bekommen.
Wir bestellen Pan, Queso y Jamón vorweg. Mir läuft heute noch das Wasser im Mund zusammen, wenn ich auch nur an die leckere Vorspeise denke. Und anschließend folgt unsere Hauptspeise: 6 x Lammschulter.
Das Fleisch ist so zart, dass es fast auf der Zunge zerfällt. Es löst sich so leicht vom Knochen, wie ich es selten bei Fleisch erlebt habe. Das Essen ist wirklich ein Gedicht. Jetzt, die alles entscheidende Frage: Ja, die Anfahrt hat sich gelohnt!
Kurz nach Sieben verlassen wir pappsatt das Restaurant und werden herzlich verabschiedet. Das war wirklich ein toller Ausflug. Wir beschließen, wir brauchen noch mehr solcher ‚Geheimtipps‘. Wir werfen noch einmal einen Blick über die Landschaft, wo sich so langsam die Sonne senkt.
Der Hof hat übrigens jeden Tag im Jahr geöffnet, darauf weist ein Schild am Eingang hin. Jetzt aber nichts wie los. Schließlich wollen wir den Weg beim besten Willen nicht im Halbdunkeln fahren. Auf dem Weg hinab in das Tal kommt uns ein Auto entgegen. Ganz sicher die nächsten Gäste. Ganz langsam kommen die beiden Autos nebeneinander her. Denn wie gesagt, die Straße ist wirklich verdammt eng.
Nun machen wir uns aber auf den direkten Weg zurück zu unserem Hotel. Wir genießen das angenehme Wetter und trinken noch einen Absacker an der Hotelbar. Schade nur, dass es bereits unser letzter Abend ist.
Ich möchte als Ergänzung noch hinzufügen. Der Besuch in dem Restaurant ‚Es Verger‘ hat sich wirklich gelohnt, aber ich kann das Restaurant aufgrund der Anfahrt nicht vorbehaltlos empfehlen. Die Strecke bis zum dem Berghof ist wirklich nicht ohne und man sollte sich gut überlegen, ob es einem die Anfahrt wert ist.