Lissabon • Eine Erkundungstour durch Almada
Ein Ausflug auf die andere Seite des Tejo, nach Almada
Reisedatum: Montag, 13.10.2014
Ich werde bei der Dämmerung wach, sehe ein buntes Farbenspiel vor dem Fenster und packe mir meine Kamera – wow, ein wunderschöner Sonnenaufgang. Bisher sieht das Wetter gut aus. Die Wettervorhersage war allerdings nicht so toll – wir werden sehen. Wir machen uns fertig und frühstücken, heute soll es nach Almada gehen – auf die andere Seite des Tejo.
Als wir gegen kurz nach Neun unsere Wohnung verlassen, hat es sich leider schon wieder zugezogen. Regenhosen sind eingepackt und wir starten an dem Bahnhof Santa Apolónia. Hier wollen wir eigentlich mit der Metro fahren, sehen aber die zahlreichen Bushaltestellen und stellen fest, dass viele Busse direkt zum Hauptbahnhof ‚Cais do Sodré‘ fahren. Der nächste Bus kommt bereits in wenigen Minuten und so reihen wir uns in die Schlange der Wartenden ein.
Wir steigen in den Bus und wenige Minuten später haben wir auch schon die Endhaltestelle erreicht. Etwas orientierungslos stehen wir auf dem großen Platz ‚Cais do Sodré‘. Irgendwo hier soll die Fähre nach Almada abfahren. Hinter uns ist ein kleines Häuschen, wo Fahrkarten verkauft werden. Ich frage nach und der gute Mann verkauft mir gleich die Fahrkarten (3,50€ pro Person für Hin- und Rückfahrt). Anschließend erklärt er uns den kurzen Weg zum Fährterminal. Wir folgen den Anweisungen in das Hauptgebäude, hier ist auch direkt auf der rechten Seite der Terminal zu finden. „Cacilhas“ blinkt auf einer Leiste und wir folgen der Tafel. Wir haben Glück und brauchen nur wenige Minuten warten, ehe wir die kleine Fähre besteigen können.
Die Überfahrt dauert zehn Minuten. Dabei bekommen wir einen tollen Blick auf die Stadt – wie schön wäre dieser Ausblick doch bei blauem Himmel. Die Fähre ist nur mit wenigen Menschen gefüllt und so verläuft die Überfahrt ruhig und angenehm.
Als wir den Fährterminal in Almada verlassen, stehen wir direkt auf einem großen Vorplatz, wo Busse und Bahnen fahren. Eine Freundin hat uns berichtet, dass ein Bus direkt bis zur Statue des Cristo Rei hinauf fährt.
So gehen wir auf die andere Seite des Platzes, von wo aus der Bus 101 losfährt. Die Haltestelle liegt fast direkt am Wasser, so dass wir einen wundervollen Blick auf die, im Hafen-liegenden Kreuzfahrtschiffe, auf der anderen Tejo-Seite haben. Von hier aus sieht der Hügel von Alfama richtig klein aus. Erst wenn man durch die Gassen läuft, wird einem bewusst wie groß das Lissaboner Viertel ist. Nach einer kurzen Wartezeit kommt auch schon unser Bus. Wir steigen mit ein paar anderen deutschen Touristen ein und los geht die Fahrt quer durch Almada. Leider beginnt es wieder zu regnen und wir ziehen schon einmal vorsorglich unsere Regenhosen an. Nach zwanzig Minuten Fahrt kommen wir an der riesigen Statue Cristo Rei an. Die Bushaltestelle liegt direkt vor dem Gelände mit der Statue, welches frei zugänglich ist. Auf dem Parkplatz stehen bereits einige Reisebusse und wir erwarten schon einen großen Ansturm. Inzwischen hat es zu unserem Glück wieder aufgehört zu regnen. Wir spazieren einmal um die riesige Christusstatue herum und stellen erstaunt fest, dass nur wenige Touristen am Aussichtspunkt stehen. So können wir ganz ungestört den Weitblick auf die rote Brücke des 25 April und die Skyline von Lissabon genießen. Man kann eine Aussichtsplattform auf der Statue des Cristo de Rei besuchen, bei diesem Wetter finden wir das allerdings nicht so lohnenswert. Bei klarem Wetter wird sich ein Ausblick von hier oben sicher lohnen. Von diesem Aussichtplattform hat man wohl den besten Blick auf die berühmte, rote Brücke. Die Ponte 25 de Abril ähnelt schon allein durch ihre markante rote Farbe der Golden Gate Bridge in San Francisco. Sogar das ‚Denkmal der Entdeckungen‘ in Belém ist von hier aus sehr gut sichtbar. Die Aussicht ist wirklich großartig. Der Wind weht hier oben kräftig und inzwischen wird es uns etwas zu frisch, so dass wir uns langsam auf den Rückweg machen. Wir beschließen das trockene Wetter zu nutzen und zu Fuß in die Stadt zurück zu laufen. So biegen wir rechts in eine kleine Straße ein, wo uns ein Schild den Weg in Richtung Almada weist. Wir spazieren durch eine Siedlung. Hierhin verirren sich normaler Weise wohl nur wenige Touristen, was wir anhand der neugierigen Blicke der Anwohner schließen. Wir spazieren an schönen Häusern entlang, bis wir auf eine Hauptstraße treffen. Hier überlegen wir gerade in welche Richtung wir wohl gehen müssen, als wir auch schon von einem freundlichen Herrn auf Englisch angesprochen werden. Er ist ganz stolz darauf seine Englischkenntnisse zu zeigen und so unterhalten wir uns eine Weile mit ihm. Wo wir herkommen, wie lange wir bleiben … Die typische Touristenkonversation. Anschließend weist er uns den Weg in Richtung Hafen. Empfiehlt uns aber mit dem Bus zu fahren, denn es sei noch weit. Kein Poblem für uns. Wir bedanken uns freundlich und spazieren weiter die Straße entlang. In einer kleinen Bar trinken wir einen leckeren Espresso. Wo man in Deutschland wohl einen Espresso für 0,60 Euro bekommt?! Nachdem wir uns mit Koffein gestärkt haben, spazieren wir weiter durch die Altstadt von Almada Richtung Hafen. Wir kommen in eine Straße, nahe des Hafens die wirklich süß ist – Cafés und Restaurants reihen sich neben kleinen Geschäften ein. Die schwarzweiß gepflasterten Steine auf dem Boden geben der Straße einen tollen Kontrast zu den bunten Häusern. Hier in Lissabon ist alles sehr farbenfroh, das ist uns in den letzten Tagen schon aufgefallen. In Almada geht es etwas weniger touristisch zu und das gefällt uns an dieser Ecke. Auch hier tragen viele Häuser schöne Azulejos an den Wänden. Man muss nur drauf achten und dann sieht man sie einfach überall – wunderschön. Wir kommen an einer blauen Kirche vorbei und spazieren weiter an den letzten Häusern vorbei, dann stehen wir auch schon wieder vor dem Hafenterminal. Aber für heute ist noch nicht Schluss mit Almada. Wir biegen links in die Rua Ginjal ein. Diese verläuft direkt am Wasser entlang. Durch diesen Almada-Artikel auf dem meerBlog bin ich auf diese Seite des Tejos aufmerksam geworden. Wir laufen am Wasser entlang, vorbei an mehr oder weniger verfallenen Lagerhäusern. Die Hallen reihen sich aneinander, sind mit Graffiti besprüht und es herrscht gerade im leichten Regen eine etwas unheimliche Atmosphäre. Bei dem Wetter treffen wir hier nur selten auf andere Leute. Trotz der düsteren Umgebung fühlen wir uns hier jedoch nicht unsicher. Die Dächer der Hallen sind teils eingestürzt und zum größten Teil verfallen. In anderen Häusern flicken Fischer ihre Netze – eine interessante Gegend. Zumal ich sowieso ein riesiger Fan von solchen Gegenden bin. Hier lässt es sich wunderbar fotografieren. Diesen Kontrast finde ich einfach toll. Wir laufen bis an das Ende der Lagerhäuser und kommen an einen kleinen Strandabschnitt. Hier ist im Sommer bei gutem Wetter bestimmt die Hölle los. Am Ende des Sandabschnittes liegt ein Restaurant. Man sieht das ‚Ponto Final‘ mit seinen sonnengelben Stühlen und weißen Schirmen schon von Weitem. Ein Herr deckt trotz des Regens die Tische draußen ein. Wir fragen ob schon geöffnet ist und bekommen einen Tisch zugewiesen. In dem Restaurant ist es sehr urig. Überall hängen Fotos und Postkarten an den Wänden. Wir werden freundlich bedient und bleiben zu dieser frühen Stunde und bei dem Wetter die einzigen Gäste. Nach einem leckeren gemischten Vorspeisenteller, genießen wir den heißen Espresso mit Zimtstange als Dessert. Inzwischen hat es wieder aufgehört zu regnen und wir machen uns auf den Rückweg zur Anlegestelle. Das Restaurant wird immer kleiner und wir können im Hintergrund gut den Aufzug erkennen. Dieser bringt einen in die Oberstadt. Wir müssen allerdings in die entgegengesetzte Richtung – wieder zurück zum Hafen. Wir kommen wieder an den spannenden Lagerhallen vorbei. Inzwischen ist das Wetter trocken und uns kommen die ein oder anderen Spaziergänger entgegen. Wenig später haben wir unser Ziel erreicht. Der Fährterminal ‚Cachilas‘ ist schnell gefunden und auch hier haben wir Glück und müssen nicht lange warten. Knapp eine viertel Stunde später erreichen wir ‚Cais do Sodré‘. Nun überlegen wir, was es als nächstes zu Erkunden gilt. Wir verlassen den Bahnhofvorplatz und gehen die Rua Alecrim hinauf. Immer wieder sehen wir rechts und links interessante Gassen unter uns liegen. Lissabon ist einfach herrlich angelegt auf ihren Hügeln. Wir bleiben an einer Ecke stehen und beobachten fasziniert, wie die Bewohner dieser Straße ein und ausparken. Der letzte in der Reihe möchte seine Parklücke verlassen, hupt seine Nachbarn aus dem Haus und wartet geduldig, bis diese ihre Autos weggesetzt haben. Das würde es in Deutschland niemals mit einer solchen Geduld geben. Hier haben wir mehr Unterhaltung bekommen, als in jedem Kinofilm. Wir laufen die Straßen hinauf und hinab durch die Stadt, ehe es wieder beginnt zu regnen und wir eine Haltestelle der Linie 28 sehen. Kurzerhand steigen wir in die Bahn, die zu unserem Glück nicht ganz so überfüllt ist. So lassen wir uns durch die schmalen Gassen fahren. Die Fahrt mit dieser bekannten, gelben Linie ist immer wieder spannend. Kurz vor halb Sieben, als auch das letzte der drei Schiffe den Hafen verlassen hat, verlassen wir den sehenswerten Aussichtspunkt und wenden uns der Burg zu. Wir laufen den steilen Berg hinauf und werfen einen Blick auf die Burgmauern des Castelo de São Jorge. Für einen Besuch ist es inzwischen zu spät und wir haben Hunger. Gut, dass wir uns ein Restaurant in der Nähe ausgesucht haben. Das Restaurant ‚Chapito a mesa‘ öffnet leider erst um sieben Uhr. So, dass wir durch die Gassen schlendern, um uns die Zeit zu vertreiben. Die Häuser sind in das Licht der untergehenden Sonne getaucht und es ist ein herrlicher Anblick. Die Leute sitzen ganz entspannt vor ihren Häusern oder in den kleinen Cafés. Um kurz nach Sieben betreten wir das Restaurant durch den Eingang im Shop und haben Glück, sie haben noch einen Tisch direkt am Fenster frei. Hier können wir den Sonnenuntergang wunderbar mit Blick auf Cristo de Rei und die Ponte de 25 Abril beobachten. Das Restaurant ist eine Zirkusschule, dementsprechend bunt und laut geht es hier zu. Aber es ist eine Atmosphäre zum Wohlfühlen. Der Service ist absolut freundlich und das Essen sehr lecker. Eineinhalb Stunden später verlassen wir das Restaurant und machen uns auf den Weg durch die dunklen Gassen Richtung Wohnung. Wieder einmal stellen wir fest, obwohl die Gassen menschenleer sind, stellt sich bei uns kein Unsicherheitsgefühl ein. Nach diesem abwechslungsreichen Tag fallen wir hundemüde ins Bett.
Hallo takly,
wirklich sehr schöner Reisebericht. Ich war noch nie in Lissabon und finde, dass dein Bericht wirklich lebensnah ist im Vergleich zu den meisten anderen Blogs.
Wir sind auf unserer Reise nach Madeira für einen Tag in Lissabon und werden anhand deines Berichts bestimmt viel mitnehmen.
Meine Frage: Auf den Fotos zeigst du durchweg (!) leere Straßenbahnen, während du verständlicherweise berichtest, dass die meist proppenvoll mit Touris sind. Ist die West-Ost-Richtung der Bahnen leerer, oder worin liegt das Geheimnis?
Danke,
Siegfried.
Hallo Siegfried,
vielen Dank für das Lob, das freut mich natürlich zu hören.
Das mit den leeren Straßenbahnen kann drei Gründe haben: Zum einen war es entweder recht früh morgens, eine uninteressante Bahnlinie oder genau, in die „Zurück“Richtung, also zum Beispiel von Belém zurück in die Innenstadt. Ansonsten sind die Bahnen tatsächlich immer sehr voll. Madeira soll toll sein, habe ich schon viel von gehört, war aber leider noch nie dort. Ich wünsche euch ganz viel Spaß und genießt den Tag in Lissabon, es ist wirklich eine sehenswerte Stadt.
Viele Grüße,
Tanja