Ein Streifzug durch Antwerpen
Reisebericht Antwerpen | Tag 1
Es ist Samstag, ein Feiertag und strahlend blauer Himmel. Wir packen unsere sieben Sachen zusammen und machen uns auf den Weg nach Belgien. Wir haben Antwerpen als unser heutiges Ziel ausgewählt. Der Brückentag und das tolle Wetter müssen genutzt werden. Binnen zwei Stunden gelangen wir von Köln nach Antwerpen. Über eine, von bunten Herbstbäumen gesäumte Autobahn, geht es konstante hundertzwanzig Stundenkilometer durch die Niederlande und Belgien.
Ich habe spontan ein attraktives Hotelangebot vom ‚Tulip Inn Antwerpen‘ gefunden und so checken wir gegen ein Uhr im Hotel ein. Auf Nachfrage war auch Checkin vor zwei Uhr möglich – dafür gibt es allerdings kein geräuscharmes Zimmer – was man bei der Buchung kostenlos reservieren konnte. Bei geschlossenem Fenster geht es.
Wir stellen unsere Tasche ab und machen uns direkt auf den Weg ins Zentrum. Wir bekommen an der Rezeption einen Stadtplan, eine zehner Karte für die Bahn und eine freundliche Wegbeschreibung zur Bahnstation.
Wir haben uns nicht wirklich auf Antwerpen vorbereitet und gehen daher ganz unvoreingenommen auf Stadterkundung. Auf unserem kurzen Fußmarsch zur Bahnstation ‚Groenenhoek‘ kommen wir durch eine Straße mit schönen Wohnhäusern. Die Häuserzeile erinnert mich ein wenig an London.
An der Hauptstraße angekommen, sehen wir auch direkt die Bahnhaltestelle. Wir haben Glück und wenige Minuten später kommt die Linie Neun angedüst. Acht Stationen fahren wir, ehe wir direkt im Zentrum, am Groenplaats aussteigen.
Wenige Schritte trennen uns noch von dem bekannten Platz. Kaum sind wir wieder am Tageslicht, sind wir auch schon von Menschenmassen umzingelt. Hier ist die Hölle los. Auch in Belgien ist heute Feiertag und ganz Antwerpen scheint den sonnigen Tag im Zentrum zu verbringen.
Wir sind von dem belebten Groenplaats beeindruckt. Imposante Gebäude, wie das Hilton Hotel, säumen den Platz und das Denkmal vom bekannten Maler Peter Paul Rubens thront in der Mitte. Die Liebfrauen Kathedrale ist bereits im Hintergrund zu sehen. Ein großer Blumenstand ist inmitten des Platzes aufgebaut und eine Bimmelbahn lädt zur Stadterkundung ein.
Wir halten uns links und schieben uns mit der Menschenmasse Richtung Handschoenmarkt. Hier befindet sich auch der Eingang zur Kathedrale. Einen Blick hinauf und wir können verstehen, wieso dieses Bauwerk seit 1999 zum Unesco Weltkulturerbe zählt.
Zwei Frauen sitzen auf den Stufen der Kathedrale und spielen Gitarre. Gefolgt von den Musikklängen betreten wir die Kathedrale. Für fünf Euro kann man die Kathedrale von innen besichtigen und sich einige, dort hängende Werke von Rubens ansehen. Wir haben wenig Lust auf die Menschenmassen, daher werfen wir einen kurzen Blick hinter die Eingangstür und gehen auch direkt wieder hinaus.
Die Cafés sind voll, man findet kaum einen freien Platz. Gesprächsfetzen in allen möglichen Sprachen dringen zu uns. Sobald wir allerdings von der Hauptstraße abbiegen, gelangen wir in leere Gassen. Wir umrunden die Kathedrale und finden kleine, süße Geschäfte. Unter anderem eine sehr einladend aussehende Chocolaterie.
Der Streifzug durch die Gassen führt uns zum bekannten Grote Markt von Antwerpen. Wir biegen um die Ecke und staunen. Dieser Platz, der gerade in das Licht der Nachmittagssonne getaucht ist, ist wirklich bezaubernd. Die angestrahlten, prunkvollen Zunfthäuser, die den Platz säumen sehen einfach fantastisch aus.
Ich finde dieser Platz hat etwas märchenhaftes an sich. Hier könnte man stundenlang stehen uns einfach nur staunen. Auf der linken Seite befindet sich das Stadthuis. Direkt davor thront der sehenswerte Brabobrunnen. Dieser dient gerade als Kinderspielplatz. Ein gelber Hop-on-Hop-Off-Bus macht hier Halt und wartet auf Touristen.
Aber wir wollen ja noch mehr von Antwerpen sehen, so spazieren wie am Stadthuis vorbei und laufen direkt auf eine Menschentraube zu. Hier gibt es gerade ein tolles Unterhaltungsprogramm, Straßenmusiker ziehen ganze Gruppen in ihren Bann.
Wir spazieren weiter Richtung Schelde. Das ist der Name vom dem Fluss, der durch Antwerpen fließt. Auf dem kurzen Fußweg blicken wir immer wieder in die kleine Gassen.
Wir überqueren die Hauptstraße und uns fällt direkt auf, wieso hier so viele Menschen unterwegs sind. Ein großes Schiff liegt im Hafen und wird tausendfach fotografiert.
Wir verlassen den Hafenanleger und spazieren an der Schelde entlang. Auch hier ist einiges los, aber bei dem Wetter macht das großen Spaß und es ist angenehm zu laufen. Viele Menschen tun es uns gleich und genießen die Sonnenstrahlen unten am Wasser.
Wir laufen auf die Stadtburg Het Steen zu. Übersetzt heißt die Burg übrigens „Der Stein“. Dieses ist das älteste Gebäude der Stadt, welches aus dem 12. Jahrhundert erhalten geblieben ist. Bunte Efeublätter ranken die Burgmauern hoch und der Blick fällt weit über den davor liegenden Fluss. Wir umrunden die Burg und auf der anderen Straßenseite fällt uns ein toller Kontrast zwischen alt und neuer Architektur auf.
Wir spazieren parallel zum Jordaenskaai und kommen an einigen trockengelegten Booten und Schiffen vorbei. Unser nächstes Ziel ist das „MAS“ Museum (Museum aan de Strom).
Wir überqueren die Straße und stehen am Bonapartedock. Hier liegen Boote vor Anker und auf der gegenüberliegenden Seite ragt das rote MAS – Gebäude in die Höhe. Ein interessantes Bauwerk.
Das Museum ist leider an Feiertagen geschlossen, so dass wir nicht die Aussichtsterrasse besuchen können. Wir setzen uns auf eine Bank und genießen den Blick auf das Willemdok.
Hanzestedenplaats 1
2000 Antwerpen
Alle wichtigen Informationen zum MAS Antwerpen gibt es auf der Seite von Visit Antwerpen
Wenig später setzen wir unseren Stadtbesichtigung fort. Zunächst spazieren wir unbewusst durch das Rotlichtviertel der Stadt. Hinter Schaufenstern bieten sich die halbnackten Damen an. In so einer Gegend fühle ich mich nie besonders wohl. Aber dies scheint hier in Antwerpen eine normale Straße zu sein, wobei ich mir zweimal überlegen würde, ob ich mit einem kleinen Kind, hier entlang zu gehen.
Der Paulusplaats liegt inzwischen im Schatten, schaut aber trotzdem sehr nett aus. Wir versorgen uns in einem Minimarkt mit Getränken und spazieren an der St. Paulus Kirche vorbei.
Wir laufen durch schmale, dunkle Gassen und an wunderschönen Häuschen entlang. Hier sind weit weniger Touristen, als anderswo in der Stadt. Wir genießen den Streifzug durch Antwerpen und sind begeistert von der wunderschönen Architektur.
Wir nähern uns der Innenstadt, uns begegnen wesentlich mehr Menschen und Geschäfte säumen die Straßen links und rechts. Mittendrin fährt die Straßenbahn und das ein oder andere Restaurant hat bei dem spätsommerlichen Wetter noch die Stühle und Tische vor der Tür stehen.
Ein paar Meter weiter, erreichen wir die belebte Innenstadt. Ein Geschäft reiht sich neben das andere und mittendrin sind zahlreiche Fahrradfahrer und Fußgänger unterwegs.
Wir kommen am bekannten Rubenshuis vorbei und biegen in die Einkaufsstraße Meir ab. Hier lohnt sich immer wieder ein Blick nach oben. Unten sieht man nur Geschäfte, aber sobald man den Kopf hebt, sieht man fantastische Häuser mit wunderschön verzierten Fassaden.
Wir biegen um eine Ecke und sehen von Weitem das Bahnhofsgebäude. Über den Bahnhof Centraal habe ich schon viel gelesen und bin sehr gespannt drauf.
Wir laufen die Keyserlei entlang und nähern uns, bei einsetzender Dämmerung dem Bahnhofsgebäude. Restaurants und Fastfoodbuden reihen sich hier nebeneinander. Vor dem angestrahlten Bahnhofsgebäude werfen wir einen Blick nach links auf den Königin Astridplein, wo sich das interessante Gebäude des Radisson Blue Hotels befindet.
Dann geht es endlich hinein und es heißt staunen. Ich fühle mich augenblicklich in ein Harry Potter Buch versetzt. Wir wissen gar nicht, wo wir als Erstes hinschauen sollen. Es ist Liebe auf den ersten Blick. Ich muss ganz eindeutig sagen: „Das ist mit Abstand das interessanteste Gebäude, was ich je gesehen habe.“ Diese Fenster, diese Treppe, diese Kuppel – ich bin absolut begeistert.
Wir machen einen kurzen Rundgang und werfen einen Blick auf die Bahngleise. Ich weiß nicht, was ich schreiben soll – bei uns beiden herrscht Begeisterung pur. Den Bahnhof möchte ich morgen auf jeden Fall noch einmal im Hellen besuchen.
Aber nun haben wir genug für heute und sind hungrig. Wir verlassen das Bahnhofsgebäude, biegen in eine Querstraße ein und gelangen in eine Straße, wo wirklich jede Nationalität als Restaurant vertreten ist. Libanesisch, Thailändisch, Vietnamesisch und Italienisch. Wir entscheiden uns für Mexikanisch. Im Restaurant ‚El Pollo Loco‘ essen wir einen Tortilla mit Gambas, wirklich sehr lecker. Als Nachtisch bestellen wir einen Cocktail – der war nichts – beim Mexikaner sollte man eher beim Essen bleiben.
Anschließend laufen wir zurück zum Bahnhof und steigen an der Haltestelle „Diamant“ in die Linie 9. Diese bringt uns zurück zum Hotel. Nach diesem langen Streifzug durch Antwerpen sind wir hundemüde.
Warst du schon in Antwerpen? Verrate uns gerne deine Eindrücke von der Stadt!